Hallo ihr Lieben!
Es tut uns leid, euch mitteilen zu müssen, dass wir uns nach 7 Jahren erfolgreicher und aufregender Vereinsarbeit bei unserer letzten Mitgliederversammlung schweren Herzens dazu entschlossen haben, Uni für Alle Freiburg e.V. aufzulösen.
Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht. Wir haben allerdings beobachtet, dass unsere Angebote in den vergangenen Jahren immer weniger in Anspruch genommen wurden, und Angebote, die wir seit 2015 schaffen, mittlerweile von vielen weiteren Stellen in Freiburg geschaffen werden. Zuletzt hatten wir eine so geringe Teilnehmer*innenzahl, dass wir uns schlussendlich einig wurden, dass unsere Ressourcen in anderen Organisationen in Zukunft bessere Verwendung finden werden.
An dieser Stelle können wir uns gar nicht genug bei allen bedanken, die uns in den letzten 7 Jahren zur Seite standen. Ein dickes Danke an alle Unterstützer*innen, an alle Menschen, die sich in der Organisation dieses Vereins eingebracht haben, an alle Teilnehmenden des Buddyprogramms und alle Teilnehmer*innen und Möglichmacher*innen unserer Seminare, Workshops, Vorträge und Projekte. Ihr habt den Verein zu dem gemacht, was er die letzten 7 Jahre war.
Es war eine großartige Zeit. Eine, in der wir alle uns zusammengefunden haben, um unseren Teil dazu beizutragen, dass wir uns besser verstehen und gerechter miteinander umgehen. Im Großen ging es uns immer (und geht es uns noch) um Bildungsgerechtigkeit und eine offenere Gesellschaft. Im Kleinen, im persönlichen, waren es immer die Freund*innenschaften, die gegenseitige Unterstützung und all die neuen Bekanntschaften, die unser immer wechselndes Team dazu bewegt haben, weiter zu machen.
Wir sind uns nach wie vor einig, dass es viel Arbeit bedarf, um eine Gesellschaft zu schaffen, die so willkommen-heißend und gerecht ist, wie wir sie uns erträumen. Und wir sind uns einig, dass es sich immer lohnt, sich dafür zu engagieren.
Wir werden uns weiter für unsere Visionen einsetzen, und möchten euch anhalten, das gleiche zu tun.
Falls ihr auf der Suche nach Unterstützung hier gelandet seid, dann findet ihr hier eine Liste von Links, die euch hoffentlich zu genau der Unterstützung bringen, die ihr sucht.
Unsere Mailadresse bleibt noch bis Ende des Jahres gültig und wir werden immer mal wieder in unser Postfach schauen, ob es Nachfragen gibt. Ihr seid also eingeladen, Fragen etc. weiterhin an die Adresse: unifueralle.freiburg@posteo.de zu richten, und bis Ende des Jahres kriegt ihr auch eine Antwort (bloß vielleicht nicht ganz so schnell).
Uni für Alle – für eine solidarische (Bildungs-)Politik!
Uni für Alle ist eine studentische Initiative, die sich dafür einsetzt, den Zugang von benachteiligten Bildungsausländer:innen und insbesondere von Geflüchteten zur Hochschulbildung zu erleichtern. Wir verstehen uns als basisdemokratische, partizipative und emanzipatorische Gruppe und legen besonderen Wert auf offene Strukturen. Durch ein Gasthörendenstudium an der Universität Freiburg unterstützen wir seit dem Wintersemester 2015/2016 Geflüchtete dabei, einen Einblick in den universitären Alltag zu erlangen. Über ein begleitendes „Buddy-Programm“ versuchen wir hierbei den Austausch zwischen regulär Studierenden und Studieninteressierten mit Fluchterfahrung zu fördern und ihnen somit den Einstieg in das Studium zu erleichtern. Wir sind uns bewusst, dass das Gasthörendenstudium nur ein erster Schritt sein kann, um bestehende Benachteiligungen von Geflüchteten im deutschen Bildungssystem abzubauen, weswegen wir uns neben dem Gasthörendenstudium auch für eine weitergehende Öffnung der Universitäten einsetzen.
Wir sehen uns als Akteur:innen in einem gesellschaftlichen Klima, in dem rassistisches Gedankengut und diskriminierende Praxis immer mehr an Zuspruch gewinnen und stellen uns entschlossen gegen
diese Entwicklungen. Die aktuelle gesellschaftliche sowie hochschulpolitische Lage bilden für uns den Kontext, in dem wir agieren und Forderungen stellen. Dies soll im Folgenden konkretisiert
werden.
Bleiberecht für Alle!
Seit den 90er-Jahren erleben wir eine fortschreitende Einschränkung des Rechts auf Asyl und die Kriminalisierung von Flucht. Durch zahlreiche, drastische Verschärfungen wie zum Beispiel die
Ernennung weiterer sogenannter „sicherer Herkunftsstaaten“ im Jahr 2015 wurde das individuelle Menschenrecht auf Asyl weiter ausgehöhlt. Herkunftsstaaten pauschal als „sicher“ zu deklarieren
widerspricht dem Kern des Asylrechts – der Einzelfallprüfung. Außerdem werden Menschen aus eben diesen Ländern systematisch stigmatisiert indem ihnen die Legitimation ihrer Flucht abgesprochen
wird. Wir fordern ein Ende dieser diskriminierenden Praxis – Bleiberecht für alle!
Gleiche Rechte, gleiche Chancen
Nicht nur beobachten wir eine zunehmende Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund ihres Aufenthaltsstatus, sondern erleben auch innerhalb der Gruppe der Schutzsuchenden eine Unterteilung in
Menschen mit und ohne Bleiberechtsperspektive. So wird im neuen Gesetzespaket der Bundesregierung (2016) Asylbewerber:innen der Zugang zu Integrationskursen zwar ermöglicht, jedoch nur, wenn
ihnen die Ausländerbehörde eine sogenannte „gute Bleiberechtsperspektive“ zuspricht, welche sich aus den vergangenen Schutzquoten der jeweiligen Herkunftsländer ableitet. Hier ist also nicht mehr
das Individuum im Blick, sondern es findet eine pauschale Vorverurteilung statt. Dies schafft ein Bild von „guten“ und „schlechten" Geflüchteten, das dem Konzept der Menschenwürde widerspricht.
Wir fordern eine vollständige Gleichbehandlung von Geflüchteten und ein menschenwürdiges Leben für alle, welches eine adäquate finanzielle Lebensgrundlage und gesellschaftliche sowie politische
Teilhabe umfasst. Wir fordern die staatlichen Institutionen auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Gerade in der Arbeit mit Geflüchteten erleben wir, dass sich der Staat zurückzieht und sich
auf das Engagement der Zivilgesellschaft verlässt.
Gegen jede Verwertungslogik im Bildungssystem
Wir sind der Meinung, dass allen Menschen das Recht auf Bildung zusteht – unabhängig ihrer Lebenssituation und ihres Aufenthaltsstatus! In unserem jetzigen Bildungssystem stellen wir jedoch fest,
dass der Zugang zu Bildung insbesondere im Umgang mit Geflüchteten einer Verwertungslogik unterliegt. So wird nur denjenigen, die langfristig in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden können, der
Zugang zu höheren Bildungsangeboten gewährt. Das Recht auf Bildung ist hier also an eine zukünftige wirtschaftliche "Verwertbarkeit" der Person gekoppelt. So ist es Schutzsuchenden ohne „gute“
Bleiberechtsperspektive verwehrt, an kostenlosen Integrations- und Förderungsmaßnahmen teilzunehmen, was auch kostenlose Deutschkurse einschließt. Sprachkenntnisse sind jedoch notwendige
Bedingung für den Zugang zu höheren Bildungseinrichtungen. Die geringen Förderangebote gepaart mit selektiven Zulassungsbedingungen führen dazu, dass faktisch nur sehr wenigen Geflüchteten ein
Studium möglich ist. Diese Entwicklungen tragen zur Bildung von elitären und wenig inklusiven Bildungsstrukturen bei, welche wir entschlossen ablehnen.
Unsere Forderungen
In unserer bisherigen Arbeit mussten wir feststellen, dass Geflüchteten auf unterschiedliche Art und Weise der Zugang zu höheren Bildungsinstitutionen erschwert wird. Im Folgenden möchten wir
anhand einer konkreten Liste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, unsere Forderungen spezifizieren:
An der Uni Freiburg sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft um das reguläre Studium für Geflüchtete zu ermöglichen.
Wir fordern eine proaktive Uni, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt.
Wer bleiben will soll bleiben! Wer studieren will soll studieren!
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